Quecksilber in Zahnfüllungen: Wie gefährlich ist Amalgam?
Amalgam ist der am besten erforschte Füllstoff für durch Karies verursachte Löcher in den Zähnen. Allerdings gilt die Mischung aus Quecksilber und anderen Metallen als bedenklich. Das liegt primär daran, dass das Schwermetall Quecksilberumweltschädlich ist. Viele Patienten fürchten zudem schädliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit. Doch entsprechende Meldungen sind fast immer übertrieben oder beruhen auf Irrtümern. Lesen Sie hier, welche Gesundheitsrisiken tatsächlich bestehen.
Vorteile von Amalgamfüllungen
Amalgam ist als Zahnfüllung beliebt, weil es weich ist und dennoch relativ rasch erhärtet. Dadurch lässt es sich leicht an die Form eines Lochs anpassen und die Behandlung ist schnell abgeschlossen. Einmal ausgehärtet ist es sehr fest und widerstandsfähig, weshalb die Füllungen selten erneuert werden müssen. Da Amalgam bereits seit eineinhalb Jahrhunderten in der Zahnmedizin zum Einsatz kommt, bestehen auch ausreichend Erfahrungswerte in seiner Anwendung.
Gründe für Amalgamvermeidung
Allerdings haftet Amalgam im Gegensatz zu seinen neueren Alternativen nicht am Zahn und kann daher herausfallen. Außerdem ist seine metallisch glänzende graue Farbe sehr auffallend und sieht unschön aus. Daher kommt es vor allem bei den weiter hinten im Mund liegenden Backenzähnen zum Einsatz, während man an gut sichtbaren Zähnen eher der Zahnfarbe entsprechende Füllmaterialien verwendet. Oft entscheiden sich Patienten aber auch an unsichtbaren Stellen für teurere Alternativen, weil sie kein Quecksilber enthalten.
Giftigkeit von Quecksilber
Quecksilber ist ein im Reinzustand bei normalen Umgebungstemperaturen flüssiges Schwermetall und gilt als sehr giftig für den menschlichen Körper. Die Aufnahme über den Verdauungstrakt ist jedoch relativ harmlos. Vergiftungen treten viel häufiger durch Einatmen der aus dem flüssigen Stoff austretenden Dämpfe auf. Wie giftig das Metall für den menschlichen Körper ist, hängt aber auch von seiner Form ab. Anorganisches Quecksilber, wie es aus Amalgam austritt, gilt erst ab einer Aufnahme von mehr als 4 µg pro kg Körpergewicht in der Woche als gesundheitsschädlich. Gerät das Schwermetall in Gewässer, wandeln es dort lebende Bakterien in deutlich giftigeres organisches Methylquecksilber um. In dieser Form ist es bereits ab 1,3 µg pro kg Körpergewicht in der Woche schädlich und kann die Plazenta überwinden und ungeborene Kinder schädigen. Allerdings kommen Menschen nur beim Genuss belasteter Fische und Meeresfrüchte damit in Kontakt.
Akute Quecksilbervergiftungen
Akute Quecksilbervergiftungen sind sehr selten und entstehen nicht durch Amalgam, sondern sind zumeist die Folge von Unfällen in mit Quecksilber arbeitenden Betrieben. Selbst beim Zerbrechen von Quecksilberthermometern sind Vergiftungserscheinungen unwahrscheinlich. Typische erste Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Übelkeit und Trockenheit im Mund und Rachen. Sie treten oft erst Monate nach der übermäßigen Aufnahme von Quecksilber auf, müssen aber sofort behandelt werden, da es sonst zu dauerhaften Schädigungen der Nieren oder Leber kommen kann. Die tödliche Dosis liegt bei 150 bis 300 mg, weit über den in Amalgamfüllungen enthaltenen Mengen.
Chronische Quecksilbervergiftung
Chronische Quecksilbervergiftungen treten durch dauerhafte Belastungen mit die Grenzwerte überschreiten Mengen an Quecksilber auf. Am häufigsten ist die Minamata-Krankheit, die zumeist durch wiederholten Genuss von übermäßig belastetem Fisch und Meeresfrüchten entsteht. Sie zeigt sich zunächst durch Müdigkeit, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Im weiteren Verlauf kann es zu Koordinationsstörungen, Psychosen und Lähmungen und letztlich zu Koma und Tod kommen. Bei der Aufnahme über Dämpfe treten als erste Symptome der chronischen Quecksilbervergiftung oft Bronchitis, Lungenentzündungen und Muskelzuckungen auf. Eine dauerhafte Belastung schädigt die Nieren und kann sich auch im Mund und am Gaumen zeigen. Bei dort auftretenden Reaktionen auf eine neue Füllung handelt es sich aber zumeist nicht um eine Vergiftung, sondern um eine Allergie auf eines der enthaltenen Metalle.
Mythos dauerhafte Quecksilberbelastung durch Amalgam
Aus einer bereits vorhandenen Amalgamfüllung treten laufend kleine Mengen von Quecksilber aus und werden mit dem Speichel und der Nahrung verschluckt. Sie sind jedoch so gering, dass die Belastungsgrenze von 4 µg pro kg nicht überschritten wird. Ein Austausch gegen eine quecksilberfreie Alternative ist nicht notwendig und stellt sogar ein höheres Risiko für die Gesundheit dar, als die Weiterverwendung einer noch gut sitzenden Amalgamfüllung.
Freisetzung von Quecksilberdämpfen durch Amalgamfüllungen
Zur Freisetzung von Quecksilberdämpfen kommt es sowohl beim Einsetzen als auch beim Entfernen von Amalgamfüllungen. Die Menge an austretendem Quecksilber liegt jedoch deutlich unter den für Quecksilberbelastung am Arbeitsplatz festgelegten Grenzwerten und sollte daher ebenfalls keine gesundheitlichen Schäden verursachen. Lediglich bei Personen mit Niereninsuffizienzen und Allergien besteht ein Risiko. Bei ihnen und bei Schwangeren, stillenden Müttern und Kindern unter 15 Jahren ist die Vornahme von Amalgamfüllungen EU-weit nur in medizinischen Ausnahmefällen zulässig.